Rund um Michael Haydns Geburtstag am 14. September 2011 findet heuer erstmals ein kleines, feines Festival unter dem Titel „Bravo Haydn! bravissimo!“ statt. Im Mittelpunkt dieser Konzertreihe unter der Federführung der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft stehen Werke des Salzburger Hofmusikers Michael Haydn (1737 bis 1806).

Michael Haydn prägte Salzburgs Musikkultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und wirkt heute noch nach: Seine kirchenmusikalischen Kompositionen zählen zu den größten Werken unserer Musikkultur. Die erste Salzburger Haydn-Woche stellt diesen großen Salzburger Musiker in den Mittelpunkt und präsentiert Erlesenes aus seinem Schaffen„, berichtete Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer, ressortzuständig für kulturelle Sonderprojekte des Landes und Präsident der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft, am 29. August 2011 in einem Informationsgespräch.

2011 findet diese Konzertreihe zum ersten Mal statt und soll nächstes Jahr – anlässlich des 275. Geburtstages von Michael Haydn – fest etabliert und zu einem Fixpunkt im Salzburger Kulturleben werden. „Ziel ist es, Michael Haydns Werk als großen musikalischen Schatz den Salzburgerinnen und Salzburgern noch vertrauter zu machen und den Gästen eine weitere reizvolle Facette unserer Musikstadt zu zeigen. Denn über Michael Haydn erhält sogar der Fixstern Mozart noch eine zusätzliche Nuance: Haydn war nicht nur Kollege und Freund, sondern auch Inspirationsquelle Mozarts weit über dessen Salzburger Zeit hinaus„, sagte Haslauer.

Der Titel des Konzertreigens „Bravo Haydn! bravissimo!“ entstammt einem Zitat der Kaiserin Marie Therese (Gemahlin Kaiser Franz I.), die 1801 den Salzburger Komponisten bei der Probe der Theresien-Messe (MH 797)am Wiener Hof mit diesen Worten gerühmt haben soll. Auf dem Programm stehen erlesene Kammermusik, eine Festmesse, Vokalgesang und zum Abschluss ein großes Festkonzert mit einem Applausus für den Abt von Michaelbeuern. Veranstaltet wird die Konzertreihe von der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft in Kooperation mit der Erzabtei St. Peter, der Benediktinerabtei Michaelbeuern, den Kulturellen Sonderprojekten des Landes Salzburg, der Stiftsmusik St. Peter und dem Salzburg Museum.

Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer bedankte sich bei Abt Mag. Johannes Perkmann von der Benediktinerabtei Michaelbeuern, bei Administrator Mag. Benedikt Röck und Prior Korbinian Birnbacher von St. Peter sowie bei allen Kooperationspartnern und Mitwirkenden an dieser Festwoche.

Programm der Haydn-Woche

Samstag, 10. September 2011, 19.00 Uhr, konzertantes Feuerwerk auf zwei Hammerflügeln: Den Auftakt bildet ein Tasten-Wettstreit der besonderen Art im Ständesaal des Salzburg Museums. Der kostbare Hammerflügel aus dem Besitz Michael Haydns erlebt einen seltenen Auftritt im Duett mit seinem originalgetreuen Nachbau, der im Michael-Haydn-Museum Verwendung findet. Auf dem Programm stehen Werke von Michael Haydn, W.A. Mozart sowie einem Schüler seines älteren Bruders Joseph, Ignaz Pleyel. Gespielt werden die beiden Instrumente von Leonore von Stauss und Wolfgang Brunner. In diesem Zusammenhang bedankte sich Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer bei Museumsdirektor Dr. Erich Marx und dem Team des Salzburg Museums für die Bereitschaft, den original Haydn-Flügel zur Verfügung zu stellen und dieses Konzert im Ständesaal zu ermöglichen.

Sonntag, 11. September 2011, 10.15 Uhr, Chiemsee-Messe in der Stiftskirche St. Peter (Eintritt frei): Die Stiftsmusik St. Peter unter der Leitung von Stiftskapellmeister Armin Kircher hat sich besonders des Werks von Michael Haydn angenommen und führt regelmäßig seine Messkompositionen auf. Beim sonntäglichen Gottesdienst am 11. September steht eine der schönsten Messen Haydns auf dem Programm: Die Missa in honorem Sanctae Ursulae C-Dur MH 546 wurde 1793 anlässlich der Ordensprofess der Nonne Sebastiana Oswald von Frauenchiemsee komponiert und trägt daher den Beinamen „Chiemsee-Messe“.

Dienstag, 13. September 2011, und Donnerstag, 15. September 2011, 17.00 Uhr: Bei diesen zwei Kammerkonzerten tritt Michael Haydn in Dialog mit seinem Bruder Joseph Haydn und seinem Freund und Kollegen W. A. Mozart. Das Michael-Haydn-Quartett, ergänzt durch den Klarinettisten Ferdinand Steiner, Mitglied des Mozarteum Orchesters, und das Ensemble Capella Graziosa bringen feine Kammermusik im Konzertraum des Michael-Haydn-Museums zum Erklingen.

Mittwoch, 14. September 2011, 20.00 Uhr (Eintritt gratis, Einlasskarten im Michael-Haydn-Museum): Am Geburtstag des Komponisten laden die Erzabtei St. Peter und die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft zu einem besonderen Abend ein. „Umlagert die Tische und jubelt und singt!“ ist der Titel eines geselligen Konzerts in den Räumen der Prälatur, das dem Vokalgesang Michael Haydns gewidmet ist. Es singt das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft unter der Leitung von Prof. Albert Hartinger, begleitet von Prof. Wolfgang Brunner am Klavier.

Michael Haydns enge Beziehung zur Erzabtei St. Peter

Michael Haydn war mit der Erzabtei St. Peter eng verbunden„, erläuterte Administrator Benedikt Röck. Er wohnte in einem klösterlichen Gebäude in der Festungsgasse, versah Dienst als Organist, komponierte für besondere Ereignisse des klösterlichen Lebens (Applausus-Kantaten, Oratorien, Festmusiken oder die Dominikus-Messe zur Abtweihe 1786) und traf sich hier regelmäßig mit seinen Freunden. Auch seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof von St. Peter. Mit einer Reihe von Benediktinern pflegte Haydn freundschaftlichen Umgang, gab ihnen Kompositionsunterricht oder schenkte ihnen seine Werke.

Pater Beda Hübner schrieb, dass es sich das Kloster St. Peter zur besonderen Ehre anrechnete, diesen Künstler in der Nähe zu haben. In diesem Sinne ist es auch für unseren Konvent heute ein Auftrag, diesen großen Musiker zu ehren und sein Andenken durch die Mitgliedschaft in der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft zu pflegen. Aus dieser Motivation heraus lädt der Konvent zu diesem heiteren Liederabend am Geburtstag des Künstlers ein, um die Anliegen der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft zu vermitteln und damit auch neue Mitglieder zu gewinnen„, sagte Pater Benedikt.

Die Lieder schrieb Haydn für seinen Freundeskreis. Abt Dominikus Hagenauer stellte der Sängerrunde einen eigenen Raum zur Verfügung, auf einem eingeschlagenen Wandnagel „pflegte der dortige Musikdirektor Johann Michael Haydn (…) stets seine Perücke aufzuhängen“, wird von seinen Freunden überliefert. Hier aß, trank, plauderte und sang man, viele der berühmten Haydn-Lieder erklangen das erste Mal, wie das bei der Einweihung des Peterskellers 1795 verfasste „Bei Gläser- und Pokalenklang“ oder das für Pater Joseph Neumayr, den Küchenmeister von St. Peter, 1804 entstandene Vokalquartett „Aufs Land! da steht mein Sinn“.

Michael Haydns „Gesaenge zu vier Männer-Stimmen“ (zwei Tenöre, zwei Bässe) bestechen durch eine große thematische Spannweite, sind heiter-gemütvoll-volkstümliche Tisch- und Trinklieder und besingen die Natur, das Landleben, die Liebe und die Freundschaft.

Mit ihnen kreierte Michael Haydn einen eigenen Salzburger Liedstil, der ihn zum Wegbereiter der großen Männerchorbewegung des 19. Jahrhunderts machte. „Als Gegenstück zur besinnlich-ernsten Kirchenmusik in der Stiftskirche präsentieren wir damit auch den heiter-geselligen Teil von Haydns Schaffen in St. Peter“, so Benedikt Röck.

Komposition für den Abt von Michaelbeuern

Samstag, 17. September 2011, 20.00 Uhr: „Für die Benediktinerabtei Michaelbeuern verfasste Michael Haydn1770 zum Abtjubiläum von Anton Moser den Applausus Quid video superi, eine lateinische Kantate für zwei Singstimmen und Streicher. Der Applausus steht im Mittelpunkt dieses Festkonzerts in der Stiftskirche zum Abschluss der Haydn-Woche und wird umrahmt von Werken W.A. Mozarts und Johann Ernst Eberlins„, erläuterte der Abt der Benediktinerabtei Michaelbeuern, Mag. Johannes Perkmann das Programm. Es musizieren das Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft, das Salzburger Barockensemble und Michaela Aigner auf der Orgel, unter der Leitung von Prof. Albert Hartinger.

Die maßgebliche Verbindung von Michael Haydn mit der Abtei Michaelbeuern läuft vor allem über die Person von Pater Werigand Rettensteiner, der in Salzburg geboren wurde und 1773 in Michaelbeuern die Ordensgelübde ablegte. Er war dort Katechet und Chorregent und fungierte als Seelsorger in den zugeordneten Pfarren wie Arnsdorf, Seewalchen, Dorfbeuern und Perwang, wo er auch begraben liegt. Rettensteiner war vielseitig interessiert, hochgebildet und kunstverständig, er schrieb Gedichte und musizierte selber.

Pater Werigand war eine zentrale Figur in Michael Haydns Leben. Die beiden verband eine tiefe und herzliche Freundschaft, Michael Haydn nannte ihn „erster und wahrer Freund“ und „seinen Pfarrer“, er war sein Vertrauter und Berater. Die berühmten Singrunden fanden neben St. Peter auch in Werigands Pfarrhof in Arnsdorf statt.

Werigand bewahrte Michael Haydn bis weit nach dessen Tod die Treue. Er war maßgeblich beteiligt an der biographischen Skizze, die zwei Jahre nach Haydns Tod entstand, und Mitinitiator des Denkmals in der Stiftskirche St. Peter. Er machte sich zudem um die Überlieferung vieler Werke Michael Haydns verdient und legte einen ersten Werkkatalog an. Werigand Rettensteiner kopierte für den persönlichen Gebrauch an die 100 Werke von Michael Haydn, die kostbaren Dokumente werden im Stift Michaelbeuern verwahrt, sie zählen heute neben Haydns Originalmanuskripten zum wertvollen Bestand des klösterlichen Musikarchivs. „Die Benediktinerabtei Michaelbeuern wird mit diesem Festkonzert in der Stiftskirche den Abschluss der Haydn-Woche feiern„, unterstrich Abt Johannes seine Wertschätzung für das Werk Haydns.

Ziele und Anliegen der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft

Die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft wurde 1983 gegründet. Ziel ist es, das Andenken an diesen großen Salzburger Komponisten durch die Einrichtung einer Gedenkstätte, die Veranstaltung von Konzerten und die Förderung und Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen zur Salzburger Musikgeschichte zu pflegen. Das Museum, das von Mai bis Ende September geöffnet ist, wurde anlässlich des 200. Todestages von Michael Haydn(2006) neu gestaltet. In dieser Saison wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass etwa zwei Drittel der Gäste nicht deutschsprachig sind. Daher wurden alle Vitrinen und Objekte nun auch in englischer Sprache beschriftet.

Das Konzertprogramm der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft wurde in dieser Saison leicht verändert: Die „5-Uhr-Konzerte“, die bisher von Juli bis Mitte September sechs Mal wöchentlich stattfanden, wurden auf zwei Konzerte pro Woche reduziert und finden nun jeweils dienstags und donnerstags statt. Dafür wurde bereits Mitte Juni mit den Konzerten begonnen und der neue Haydn-Schwerpunkt im September gesetzt.

Kooperationen mit dem Musikum Salzburg

Besonders großen Anklang fanden zwei Kooperationen mit dem Musikum Salzburg: Am Tag der Salzburger Museen am 15. Mai 2011 spielten Kinder und Jugendliche des Musikum Salzburg ein Familienkonzert. Entsprechend der Absicht der Haydn-Gesellschaft, ein Podium für junge Talente zu bieten, traten Sieger des Wettbewerbs „prima la musica“ im Juni bei einem „5-Uhr-Konzert“ auf. Diese beiden Konzerttermine stießen auf großes Interesse des Publikums und der jungen Musikerinnen und Musiker, sodass eine Weiterführung dieser Zusammenarbeit im kommenden Jahr geplant ist.

Publikationen über Michael Haydn

In Vorbereitung ist auch eine Kurzbiographie über Michael Haydn. Die bisher erschienenen deutschsprachigen Biographien sind vergriffen. Die neue handliche Publikation unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Gerhard Walterskirchen im Umfang von zirka 40 Seiten soll noch im Herbst 2011 erscheinen. Gearbeitet wird auch an weiteren Bänden der „Denkmäler der Musik in Salzburg“.

Lange Nacht der Museen

Den Abschluss der Saison bildet die Lange Nacht der Museen am 1. Oktober 2011 mit zwei Stars des Salzburger Musiklebens: Der Geiger Frank Stadler, Konzertmeister des Mozarteum Orchesters, und der Bratschist Herbert Lindsberger, ebenfalls Orchestermitglied und Solist, präsentieren ausgewählte Werke von W.A. Mozart und Michael Haydn.

Tickets, Information und Reservierung

Tickets, Informationen und Reservierungsmöglichkeit gibt es im Michael-Haydn-Museum, Erzabtei St. Peter, Salzburg, Telefon: +43 (0)662/844576-19, E-Mail: office@5-uhr-konzerte.com„>sowie unter www.michaelhaydn.com im Internet. Die Preise betragen 15 Euro für Erwachsene, zwölf Euro für Mitglieder der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft und sechs Euro für Studierende und Schüler/innen.

Für den Liederabend am Mittwoch, 14. September 2011, 20.00 Uhr, sind Einlasskarten erforderlich, diese sind im Michael-Haydn-Museum erhältlich. p193-51

Ein Gedanke zu „1. Salzburger Haydn-Woche „Bravo Haydn! bravissimo!“ von 10. bis 17. September 2011“

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