Salzburger Gletscher wurden 2011 wieder kleiner

Die Entwicklung der Gletscher in Salzburg war im Beobachtungszeitraum 2010/2011 von einem massiven Verlust geprägt. Von den dreizehn gemessenen Gletschern zwischen Fuscher Tal (Brennkogelkees) und dem Wildgerlostal (Wildgerloskees) waren alle rückläufig, bei acht Gletschern war das Ausmaß des Rückgangs größer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Längenverlust der einzelnen Gletscher betrug zwischen 6,1 und 17,2 Meter. Im Durchschnitt betrug der Längenverlust aller gemessenen Gletscher 10,3 Meter.

Dies geht aus einem aktuellen Bericht von Mag. Gabriel Seitlinger, Sachverständiger im Referat Örtliche Raumplanung des Landes, Univ.-Prof. Dr. Heinz Slupetzky und Dipl.-Ing. Hans Wiesenegger, Leiter des Referates Hydrographischer Dienst des Landes, hervor. „Der Rückgang der Gletscher ist ein eindeutiger Beweis für den Anstieg der Durchschnittstemperaturen„, betonte Umweltschutz- und Raumordnungsreferent Landesrat Walter Blachfellner am Freitag, 6. April.

Blachfellner spricht sich daher für eine konsequente Umsetzung der vielen notwendigen Klimaschutzmaßnahmen, wie beispielsweise die stärkere Nutzung des öffentlichen Verkehrs, aus und erwähnte in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Jahreskartenförderung des Umweltschutzressorts.

Umweltbewusste Menschen belohnen und Anreize bieten, dass mehr Menschen mit dem Bus oder mit der Bahn in die Arbeit fahren, sei das erklärte Ziel der Jahreskartenförderung. „Besitzerinnen und Besitzer einer Jahreskarte des Salzburger Verkehrsverbundes erhalten 20 Prozent der Kosten für die Jahreskarte vom Land zurückerstattet„, erläuterte Blachfellner.

Der Umweltschutzreferent verwies auf die gemeinsam mit dem Energieressort von Landesrat Sepp Eisl festgelegten Ziele in der Klimaschutz- und Energiepolitik für das Land Salzburg. „Bis 2020 sollen die Treibhausgasemissionen um 30 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden. 2050 soll das Land Salzburg klimaneutral und energieautonom sein.“

Zur Erreichung dieser Ziele wurde in den vergangenen Monaten ein zwischen dem Umweltschutz- und Energieressort abgestimmter Maßnahmenplan zur Erhöhung der Energieeffizienz, für den Klimaschutz und die Luftreinhaltung ausgearbeitet.

Der Plan nimmt mehrere Bereiche in die Pflicht: Raumwärme und Warmwasser sind ebenso betroffen wie Energieaufbringung und -verteilung, Mobilität und Verkehr sowie Raumplanung und öffentliche Gebäude. „Siedlungen vor allem an der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs mit Hilfe der Raumordnung zu entwickeln, ist deshalb ein Gebot der Stunde„, so Blachfellner.

Rückgang der Gletscher

Die größten Längenverluste im Beobachtungszeitraum 2010/2011 betreffen Schmiedingerkees (Kitzsteinhorn) und Landeggkees (Granatspitzgruppe) mit je 17 Metern sowie das Wildgerloskees (Reichenspitzgruppe) mit 15 Metern.

Beim Karlinger Kees im Kapruner Tal wurden nach fast 20-jähriger Pause, während der sich der Gletscher über die markante Steilstufe zurückgezogen hatte und ein Messen zu riskant war, sieben neue Messmarken angebracht und gleichzeitig mit GPS eingemessen. Beim Stubacher Sonnblickees haben die in den vergangenen Jahren immer mehr ausgeaperten Felsfenster 2011 dazu geführt, dass ein großer Eiskörper mit einer Fläche von rund 90.000 Quadratmetern endgültig abgetrennt wurde. Am neuen Eisrand wurden am 4. September 2011 zwölf neue Messmarken angelegt.

Markante Längenänderungen beziehungsweise Rückschmelzbeträge seit 1960 betreffen Ödenwinklkees (Rückgang: 394 Meter), Unteres Rifflkees (226 Meter) und Stubacher Sonnblickkees (109 Meter).

Millionenverlust am Stubacher Sonnblickkees

Am Stubacher Sonnblickkees wird im Auftrag des Hydrographischen Dienstes des Landes Salzburg der jährliche Massenverlust gemessen. Das Sonnblickkees verlor fast 2,8 Millionen Kubikmeter an Eis, das sind umgerechnet in Schmelzwasser 2,5 Millionen Kubikmeter.

Das ist eine Eisschicht über den ganzen Gletscher (1,1 Quadratkilometer) von 2,3 Metern oder eine 250 Meter hohe Wassersäule auf einem Fußballplatz. Der Verlust von durchschnittlich 2,3 Metern an Dicke über den ganzen Gletscher ist der zweitgrößte jährliche Verlust in der 53 Jahre langen Messserie nach dem Rekordjahr 2003.

Die Hauptgründe für den abermals großen Massenverlust waren der zu warme Sommer kombiniert mit äußerst wenig Schnee im Winter. Seit 1982, dem Beginn des nun rund drei Jahrzehnte langen verstärkten Massenabbaus der Gletscher, verlor das Stubacher Sonnblickkees 33 Millionen Kubikmeter an Wasser, das sind 27 Millionen Kubikmeter Eis.

Die Nachmessung im Längenmessprogramm des Österreichischen Alpenvereins am Stubacher Sonnblickkees am bisherigen Gletscherrand (Zungenende) ergab einen Rückgang von 13 Metern im Beobachtungszeitraum 2010/2011. Der tatsächliche, geländebedingte Längenverlust betrug 490 Meter.

In den vergangenen Jahren sind Felsstufen ausgeapert, im Sommer 2011 erfolgte die komplette Ausschmelzung einer Felsrippe, sodass der Eiskörper unterhalb abgetrennt und zu „Toteis“ wurde. Toteis ist ein nicht mehr von oben ernährter Eiskörper, der an Ort und Stelle wegschmilzt.

Gletscherinventar erstellt

Von zirka 900 Gletschern in Österreich liegen 173 im Bundesland Salzburg. 2011 wurde vom Institut für Meteorologie und Geophysik im Auftrag des Hydrographischen Dienstes Salzburgs ein aktuelles Gletscherinventar erstellt. In sieben Gebirgsgruppen (Ankogel, Glockner, Granatspitz, Sonnblick, Hochkönig, Venediger und Zillertaler Alpen) wurden die Gletscherränder neu kartiert.

Die gesamte vergletscherte Fläche Salzburgs ist von zirka 91 Quadratkilometern im Jahr 1969 auf derzeit rund 66 Quadratkilometer geschrumpft. Die größten relativen Flächenverluste wurden in der Ankogelgruppe und am Hochkönig festgestellt.

Die Nachmessungen werden seit 1960 innerhalb des jährlichen Längenmessprogramms des Österreichischen Alpenvereins für die österreichischen Gletscher durchgeführt. Sie erfolgen in Salzburg in Kooperation mit der Raumplanungsabteilung und dem Hydrographischen Dienst des Landes.

Quelle: Landeskorrespondenz Salzburg

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